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Dudu

Ein Käfer auf Extratour

Gute Fahrt 11/1973
H.-R. Etzold
  In einem Film, der im Dezember in den Lichtspieltheatern anläuft, wird gezeigt, welche ungeahnten Fähigkeiten der VW-Käfer entwickeln kann. Nicht nur, daß er zwischen zwei Häusern emporkrabbeln und sich per Saugrohr gebratene Hühner vom Restaurantteller stiehlt, sondern auch das Düsenaggrgat, mit dessen Hilfe der Käfer über jedes Hindernis hinwegschwebt, offenbart, daß die technischen Möglichkeiten beim heutigen Serienmodell noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Irritiert säumten die Urlauber im Schweizer Nobelstädchen St.Moritz die Straße, als ein führerloser Käfer auf eine belebte Kreuzung zubrauste, kurz vor der Ampel hielt und erst bei grünem Licht wieder davonrollte: Dudu, der Filmkäfer ohne Fahrer, war unterwegs zu Filmaufnahmen.

 

  Wie von Geisterhand gesteuert, jagt der Filmkäfer durch die Landschaft von ST.Moritz.

  Dudu klingt wie die Sprachschöpfung eines agilen Werbemanagers, ist jedoch die Übersetzung für alles, was in Afrika in Käfergröße kreucht und fleucht. Der Filmkäfer Dudu zählt in Deutschland schon über eine Millionen Freunde, die sich seine ersten beiden Streifen angesehen haben und sich von den technischen Käfer-Finessen faszinieren ließen.

Nun weiß man schon aus jener Zeit, als die Bilder laufen lernten, daß beim Film mit Tricks und Gags gearbeitet wird, um den Filmhelden überdimensionale Kräfte und Fähigkeiten zu verleihen. Dennoch ist nichts so desillusionierend, als bei Filmaufnahmen zuzuschauen: Da wird zum Beispiel das Auto auf ein fahrendes Karussel gestellt, dahinter die Landschaft auf eine Leinwand projiziert und eine Windmaschine herbeigeschafft, damit zerzauste Haare der im Cabrio sitzenden Filmmimen den Eindruck rasanter Geschwindigkeit vortäuschen.

 

  Im Bedarfsfall kann Dudu sein Düsenaggregat anstellen und über jedes Hindernis - mit einem kleinen Trick - sicher hinwegschweben.

  Selbstverständlich wird auch bei Dudu in dieser Art getürkt, doch viele seiner verblüffenden Eigenschaften beruhen nicht auf Filmtricks, sondern sind Ideen, die der Filmproduzent, Regisseur, Hauptdarsteller, Handlanger und Drehbuchautor R.Zehetgruber sich für seinen Film "Käfer auf Extratour" ausgedacht hat. Dudu besitzt über 100 technische Eigenschaften, die zum Teil so interssant sind, daß sie auch einem Serien-Käfer nützlich wären. Zum Beipiel die Stoßstangen, die sich beim Andocken zusammenschieben und mit einem lauten Hupkonzert melden, daß es sinnvoller sei, jetzt auf die Bremse zu treten.

Überhaupt hat Dudu ein Herz für jene, die selbst in eine große Parklücke den Wagen nicht hineinbugsieren können. Dudu winkelt einfach die Räder um 90 Grad an und schafft es so ohne Schwierigkeiten. Gelöst wurde dieses Problem mit einer Hydraulik, die die Spur des Käfers auf über zwei Meter vergrößert und alle vier Räder gleichzeitig anwinkelt.

 

  Die Räder werden beim Einparken um 90 Grad angewinkelt.

  Bei schwierigen Wendemanövern fährt Dudu einfach seine Mittenhydraulik bis auf eine Höhe von 2,50 Meter aus und dreht im Stand. Muß er dagegen bei wilder Verfolgungsfahrt auf einspuriger Straße einen Wagen überholen, wird das Düsenaggregat angestellt, wodurch der Käfer in die Höhe steigt und über den vorausfahrenden Wagen hinwegschwebt. Will Dudu jedoch Benzin sparen oder Anhalter spielen, läßt er sich einfach auf ein Wagendach nieder und saugt sich dort mit seinen vier Saugnäpfen fest.

Bei diesen Gags hat der Regisseur natürlich tief in die unerschöpfliche Film-Trickkiste gegriffen. Echt dagegen ist der Einfall, mit dem Käfer durch die Elbe zu schippern. Das kann man, wenn alle Löcher verstopft sind und die Käferkarosserie aus Kunststoff besteht. Überhaupt gibt es für diesen Film nicht nur einen Dudu; in besonderen Szenen läßt sich der Star doublen.

 

  Verkehrszustand per Fernseh-Bildtelefon.

  Trotz aller Trickmöglichkeiten ließen sich nicht alle Probleme auf Anhieb lösen. So gelang es zwar, den Kunststoff-Käfer wie ein Kabine mit der Seilbahn auf ein Bergmassiv von 2000 Meter Höhe zu hieven, doch bergrunter mußten zwei Skiläufer an starken Seilen den kufenbestückten Käfer vor allzu rasanter Gleitfahrt bewahren.

Etwas einfacher war es für die Filmmacher, einen Rekord zu brechen, der in Amerika von Studenten immer wieder neu aufgestellt wird und der beweist, welche Raumfülle der Käfer besitzt:
Er faßte beim bisher letzten Versuch 28 Amerikaner!

Dieser Rekord konnte nun in Europa mit 80 Hippies gebrochen werden, wie es die Filmbesucher selbst erleben werden. Freilich half auch hier ein kleiner Trick: Jeder Hippie, der im Film in den Käfer einsteigt, verläßt ihn unbemerkt durch ein Loch im Bodenblech.

 

 

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