Kaufberatung
Vor dem Kauf eines Käfers sollte man sich zuvor neben den finanziellen Möglichkeiten auch über die eigenen schraubertechnischen Fähigkeiten im Klaren sein. Das Wunschauto sollte ebenfalls ungefähr feststehen. Soll es ein Oldie, ein Cabrio, ein 1302, 1303 oder doch "nur" ein normaler 1200er sein? Autos gibt es praktisch noch in allen Preisklassen, von geschenkt bis zu 50.000 DM für ein Edelcabrio mit Porschemotor. Dabei kann ein geschenktes Auto, das sein Besitzer restaurieren will, leicht teurer werden, als es hinterher wert ist. Deshalb ist es sinnvoller, am Anfang etwas mehr Geld auszugeben, als es später bei der Restaurierung für Ersatzteile, Blecharbeiten und Lackierung aufzubringen. Dies setzt natürlich vorraus, daß das erworbene Stück wirklich dem gezahlten Zustand entspricht, und nicht nach einem Sommer sein wahres Gesicht zeigt. Der leichtfertige Umgang mit Begriffen wie restauriert, orginal oder ungeschweißt macht die Sache nicht eben einfacher. Grundsätzlich sollte beim Kauf der Zustand der Karosserie und der Bodengruppe im Vordergrund stehen. Das bessere Auto ist hier in jedem Fall das bessere Auto. Ein wirklich gut erhaltener Käfer ist in jedem Fall eine gute Basis für weitere Projekte. Leider werden diese Autos immer seltener, wie auch das ganze Käferangebot sich zunehmend verkleinert. Die letzten Käfer wurden offiziell 1985 in Deutschland verkauft und sind entsrechend alt. Spätere Privatimporte oder auch die Käfer aus dem Supermarkt sind selten anzutreffen und wenn, entsprechend teuer. Dagegen bieten einige Fachzeitschriften (Markt, VW-Scene, Speed) noch eine Fülle an Anzeigen, die allerdings in ganz Deutschland verteilt sind. Bei der Besichtigung eines Kaufkandidaten ist ein Bekannter, der sich mit den Problemen und Krankheiten des Käfers auskennt, eine gute Hilfe.
Karosserie:Der Rost ist der größte Feind des Käfers. Rosten kann er praktisch überall, doch einige Stellen sind besonders gefährdet:Bei der näheren Besichtigung wirft man zunächst einen Blick unter die vordere Haube und nimmt das Reserverad aus seiner Mulde. Neben Rost an den Stoßstangenhaltern erkennt man hier auch eventuelle Unfallschäden im Frontbereich. Bei den 1302/03 Modellen müssen im Kofferraum auch die Federbeindome genau untersucht werden. Bei eingeschlagenen Rädern werden dann die vorderen Radkästen untersucht, besonders die Stehbleche zum Fußraum der Passagiere. Hier kann man auch einen Blick auf die Lampentöpfe in den Kotflügeln werfen. Als nächstes kommen die Türen an die Reihe. Rost zeigt sich hier besonders an der Unterseite und unter dem Chromrahmen des Fensters. Auch die Türschaniere sollten durch Anheben der Tür auf Spiel geprüft werden. Außerdem sollten die Fenster einmal komplett hoch und runter gekurbelt werden. Wenn die Türen einmal geöffnet sind, können die Schweller, dort wo die Trittbretter angeschraubt sind, untersucht werden. Danach folgt ein Blick in den Innenraum. Durch Anheben der Fußmatten kann das Bodenblech inspiziert werden. Hier zeigt sich auch, ob der Käfer bei Regen innen trocken bleibt, oder die Bodenbleche regelmäßig überschwemmt werden. Im Bereich der Pedale verdient auch die Bremsleitung einen kritischen Blick. Sind die Fußmatten angehoben oder heraus, können die leider angeklebten Seitenteppiche angelupft werden, um einen Blick auf die Innenschweller und die vordere Spritzwand zu werfen. Anschließend klappt man die Rückbank hoch und überprüft den Batterieboden und die Seitenschweller. Wieder aus dem Käfer heraus, kommen die hinteren Seitenteile, der Bereich zwischen Tür und Kotflügel über dem Trittbrett an die Reihe. Diese klassische Roststelle wird auch gern mit Spachtelmasse kaschiert.
Das Beipiel zeigt den Bereich vor und nach der Zerlegung! Nun ist es an der Zeit, den Käfer anzuheben oder auf eine Grube zu fahren und die Bodengruppe von unten zu betrachten. Von vorn beginnend, kann die Reserveradmulde noch einmal von unten geprüft werden. Dann kommt die Vorderachse an die Reihe. Diese rostet beim 1200er gerne rechts und links an den Verbindungen der beiden Achsrohre durch. Zwar gibt es hierfür Reparaturbleche, doch decken diese nicht den ganzen Bereich ab. Zudem müssen diese Bleche sehr sauber eingeschweißt werden, sonst spielt der TÜV nicht mehr mit. Nach der Vorderachse kommt der Rahmenkopf an die Reihe. Dieser Bereich ist genauso kritisch und sollte sorgfältig geprüft werden, denn hier liegt das zentrale Rückrad des Käfers. Auch für den Rahmenkopf gibt es Reparaturbleche, doch wenn hier erst einmal geschweißt werden muß, hat der Käfer seine beste Zeit schon hinter sich. Von unten kommen jetzt Bodenbleche und die Unterseite der Schweller an die Reihe. Im hinteren Bereich des Käfers gibt es noch eine undankbare Stelle im Bereich über den Drehstabrohren, dort wo die Heizschläuche in den Innenraum eintreten. Hier liegen 3 Bleche übereinander, ein klassisches Rostnest. Zum Schluß werden dann Auspuff und Heizbirnen auf Rost untersucht. Außerdem kann nun noch ein Blick auf die Innenseite der hinteren Stoßstangenhalter geworfen werden. Alle aufgeführten Roststellen treten so auch beim Cabrio auf, da hier Karosserie und Bodengruppe im wesentlichen gleich sind. Hinzu kommen lediglich zusätzliche Innenschweller im Innenraum und massive Längsträger unter den Schwellern. Diese Teile müssen extra überprüft werden. Zudem sollte man beim Cabrio noch genauer hinsehen, denn hier werden wegen des höheren Wertes noch Fahrzeuge wieder zusammengeschweißt, die als Limousine schon auf den Schrott gewandert wären. Neben diesen Schwachpunkten, die vor allem beim TÜV unangenehm auffallen können, gibt es noch einige Stellen, die zusätzlich überprüft werden sollten. Dies sind erst einmal die Kotflügelschraubkanten und dann die Profilleisten, die die Gummidichtung der beiden Hauben festklemmen. Die vordere Haube rostet gerne im Bereich der Haubenhalter von innen durch oder zeigt Risse an der unteren Kante. Schwer in den Griff zu bekommen ist auch Rost an der Regenrinne oder dem Falz der A-Säule. Genauso unangenehm sind Blasen unter den Halbmonden der hinteren Zwangsentlüftung. Da die Seitenteile hier ausgeschäumt sind, sorgt eine kleine Undichdigkeit für ein konstantes Feuchtbiotop, wenn sich der Schaum wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugt. Es rostet dann im Verborgenen von Innen.
Technik:Auf der technischen Seite bereitet der Käfer eigentlich die geringsten Probleme. An Ersatzteilen herscht kein Mangel. Obwohl die Gebrauchtteilelager der Schrottplätze langsam leerer werden, gibt es zahlreiche Händler, die die Käfergemeinde mit nachgefertigten oder Originalteilen versorgen, wobei die Qualität der Nachbauten, besonders die aus Brasilien oder Taiwan, doch sehr zu wünschen übrig läßt.Am stehenden Wagen läßt sich durch rütteln an den Rädern das Radlagerspiel überprüfen. Vorne ist ein leichtes Spiel normal, ja sogar vorgeschrieben. Die Betonung liegt aber auf leicht. Hinten darf dagegen kein Spiel zu fühlen sein. Das Lenkungsspiel darf nicht mehr als zwei Fingerbreit am Lenkradkranz ausmachen. Dies kann man zwar nachstellen, genau wie das Radlagerspiel vorn, doch irgendwann ist auch hier eine Grenze erreicht. Unter dem Wagen prüft man die Traggelenke der Vorderachse am besten mit einem Montierhebel oder einem dicken Schraubendreher. Selbstverständlich müssen auch die Gummimanschetten in Ordnung sein. Beim 1200er sollte die Vorderachse regelmäßig abgeschmiert worden sein, sonst drohen erhebliche Schäden an den Tragarmen. Die Stoßdämpfer sollten zumindestens äußerlich nicht verölt sein. Eine genaue Überprüfung ist aber auch mit dem Wipptest nur schlecht möglich. Getriebe und Motor sollten dann auf Ölverlust überprüft werden. Leichtes Schwitzen ist beim Käfer normal, doch wenn es tropft, ist Arbeit angesagt. Am Getriebe verdienen die Manschetten der Antriebswellen und die Gummilager des Getriebes noch einen prüfenden Blick. Den Zustand von Kupplung und Bremsen ermittelt man am besten bei einer Probefahrt. Der Pedalweg der Bremse sollte nicht alzu weit und auf keinem Fall federnd sein oder sich aufpumpen lassen. Zwar läßt sich auch die Bremse nachstellen, doch auch hier gilt, irgendwann ist Feierabend. Der Motor bereitet eigentlich auch keine großen Probleme. Ihm verdankt der Käfer ja schließlich auch seinen guten Ruf. Doch auch hier gilt: Ohne ein Minimum an Wartung geht es nicht ewig gut. Fragen an den Vorbesitzer, wann das letzte Mal das Öl gewechselt oder die Ventile eingestellt wurden, geben einen Anhaltspunkt über dessen Wartungsverhalten. Das Getriebe sollte beim Käfer die geringsten Probleme bereiten. Gelegentlich tritt beim zurückschalten vom dritten in den zweiten Gang ein Kratzen auf. Dann beginnt die Synchronisation der Gänge nachzulassen. Eine ungenaue Schaltung oder klappern im Tunnel liegt meißt an einer gebrochenen Führungsbuchse der Schaltstange im Tunnel. Besonders bei Oldie-Käfern mit 6 Volt Anlage ist ein Test aller elektrischen Verbraucher angeraten. Nachtfahrten können fast unmöglich werden oder der Blinker wird immer langsamer, je mehr Verbraucher eingeschaltet werden. Hier ist dann eine grünliche Kabel und Massekur oder Umbau auf 12 Volt angesagt.
Ausstattung:Intakte Originalausstattungen sind selten, passenden Ersatz zu finden, dauert mitunter länger, besonders bei älteren Käfern. Türverkleidungen und Sitze haben oft gelitten oder sind von der Sonne bleich geworden. Hinzu kommen hübsche kreisrunde Öffnungen für Türlautsprecher oder diverse Zusatzinstrumente. Bei Sitzen und Verkleidungen kann natürlich in den meißten Fällen ein Sattler weiter helfen, doch das hat seinen Preis.Beim Cabrio reißt einem der Sattler ein großes Loch in die Kasse, falls er das Dach erneuern muß. Hier ist sorgfältiges Prüfen Gold wert. Fensterrahmen und Gummidichtungen werden beim Cabrio ebenfalls mit Gold aufgewogen. Doch nicht nur hier, auch bei der Limousine verdienen Gummidichtungen und Chromteile wie Fensterrahmen und Stoßstangen einen genauen Blick. Ersatz ist als Originalteil teuer, Chrom vom Zubehörhändler hält dagegen oft nur einen Sommer.
Sonderzubehör wird beim Kauf natürlich gern gesehen. Breitreifen, tieferlegung
oder gar leistungsgesteigerte Motoren können zusammen mit dem zugehörigen
Auto erheblich günstiger eingekauft werden. Dann muß natürlich auch das Auto
noch einen entsprechenden Zustand haben, damit sich dieser Kauf lohnt,
obwohl es vereinzelt vorkommt, daß ein Fahrzeug in Einzelteilen mehr Wert ist,
als komplett. Hier entscheidet der Einzelfall. Genaues Rechnen ist angesagt. Preise:Im Bereich von geschenkt bis zu einigen 10000 DM ist alles möglich. Die folgende Tabelle basiert auf meinen Erfahrungswerten. Im Top-Bereich oder für Sonderkarosserien sind Abweichungen nach oben möglich. Für Zubehör und Mehrausstattung ist ein Aufpreis vom Einzelfall abhängig (z.B.: Faltdach,Lederausstattung etc.).
Es bedeuten: Zustandsklasse 1-5
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